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Luther und das Bier
"Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken."

Luther und das Bier

Zu Luthers Zeiten wurde Bier hauptsächlich noch in privaten Küchen gebraut. Die typische Aussteuer für eine Frau bestand aus einem kupfernen Sudkessel. Die Stadt Wittenberg übertrug Luther 1532 das „Schwarze Kloster“. In diesem ehemaligen Augustinerkloster lebte er schon ab 1508 als Mönch. Seine erste Maßnahme war es, eine Brauerei an der Gartenseite des Anwesens für seine Frau Katharina, geborene von Bora, zu errichten. Luther mochte das Bier seiner Frau, und dieses Bier wurde auch gewinnbringend verkauft. Das Bier war nicht sehr stark eingebraut und wurde zu allen Mahlzeiten gereicht. Dennoch kaufte Katharina im Jahr für 200 Gulden zusätzlich Bier ein.

Ainpöckisch Bier

Besonders mochte Luther das Ainpöckisch Bier, das aus der niedersächsischen Stadt Einbeck kam. Zu seiner Hochzeit schenkte ihm der Rat der Stadt Wittenberg ein Fass, und als er seine Thesen auf dem Reichstag in Worms 1521 verteidigen musste, schickte ihm Herzog Erich I. von Braunschweig-Lüneburg-Calenberg ebenfalls ein Fass Ainpöckisch Bier. Denn in Worms – am Rhein gelegen – gab es nur Wein. So ist von Luther der Satz überliefert: „Der beste Trunk, den einer kennt, wird Ainpöckisch Bier genennt.“ Übrigens stammt der Name des Bockbiers vom Ainpöckisch Bier ab. Die Einbecker Brauer brauten bereits im 16. Jahrhundert starke und somit lagerfähige Biere, die bis nach München geliefert wurden. In Bayern wurde dann aus „Ainpöckisch Bier“ „Bockbier“.

Bier gegen Verstopfung

Neben dem Einbecker Bier war ihm auch das Naumburger Bier lieb, das für ihn auch gesundheitliche Probleme löste. So schrieb er in einem Brief über die Wirkungen des Bieres bei seinen Verdauungsproblemen „es gefällt mir wohl, macht mir des morgens wohl 3 Stühle in 3 Stunden“. Doch über sein Wittenbergisch Bier ließ der Reformator nichts kommen: „Wenn ich sage: Wittenbergisches Bier löscht den Durst, Annabergisches Bier löscht ihn auch, so schließe ich kein anderes Bier aus, aber wenn ich sage: wenn Du nicht Wittenbergisches Bier trinkst, so wird dir sonst kein anderes Bier den Durst löschen.“ Oder, kurz und pointiert: „Ich sitze hier und trinke mein gutes Wittenbergisch Bier und das Reich Gottes kommt von ganz alleine“.

Bier statt Wein

Wein übernimmt in der Kirche zwar eine wichtige Funktion, beim Abendmahl etwa, dennoch zog Luther außerhalb der Liturgie das Bier vor. Zwar, so sagte er, ist „der Wein gesegnet und hat Zeugnis in der Schrift.“ Doch betonte er anschließend: „Das Bier dagegen ist menschliche Tradition“. Darüber hinaus befürchtete er, dass beim Genuss des Weines immer eine Diskussion um das Abendmahl ausbricht. Beim Bier bestand diese Gefahr nicht. Mit Bier löschte man auf ehrliche und anständige Weise seinen Durst, und das sollte jedem gegönnt sein.

Kräutermischung statt Reinheitsgebot

Zu Zeiten Luthers war noch nicht üblich, Hopfen als Bierwürze zu benutzen, obwohl dies ein Jahr vor dem Thesenanschlag in Bayern im sogenannten „Reinheitsgebot“ festgelegt wurde. Schließlich galt diese Verordnung nur im Herzogtum Bayern. Vielmehr waren es individuelle Kräutermischungen, das Grut, die dem Bier zugegeben wurden. Am meisten verwendet wurden wohl Sumpfmyrthe, Rosmarin, Lorbeerblätter, Schafgarbe, Harz von Nadelbäumen und Gagelstrauch. Es gab schon seit dem 9. Jahrhundert Erlasse, die den Klöstern das Monopol auf die Verwendung von Grut einräumten. Der Verkauf dieser Grutrechte war ein einträgliches Geschäft für die Klöster und quasi eine Biersteuer.

Bier als politischer Faktor

Nach der Reformation war der Übergang von Grut zu Hopfen auch eine religionspolitische Entscheidung. Anders als beim Grut musste man für Hopfen keine Steuer an den Papst zahlen. Auch nicht in katholisch dominierten Gebieten. 1522 entschieden die bayerischen Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X., „des Luthers sach betreffend“, dass es den Untertanen nicht gestattet war, die neue Lehre anzunehmen. Im Dreißigjährigen Krieg waren es dann die Einnahmen aus dem Weißbiermonopol, die zur Finanzierung der Katholischen Liga verwendet wurden, um Bayern katholisch zu halten. Bier war bereits zu Luthers Zeiten ein Faktor in der Politik.

Moderater Bierkonsum

Von seinen Gegnern wie auch von den anderen Reformatoren wurde Luther bezüglich seiner Haltung zum Alkohol kritisiert. Tatsächlich stand er nicht für ausschweifenden Alkoholgenuss, sondern vielmehr redete er dem moderaten Konsum das Wort. In den Anfängen der Reformation hörten alle nur noch das Wort „Freiheit“, die gegen die Zwänge der etablierten Kirche stand, und betrachteten nun Ausschweifungen als gerechtfertigt. Luther aber sagte in einer Predigt 1539: „Wie ein Wolkenbruch und eine Sündflut sind Völlerei und Trunkenheit in Deutschland eingerissen.“ Dennoch verteidigte er den maßvollen Alkoholgenuss. Für die „jungen Gesellen“, gebe es „ohne Bier sonst gar keine Freude“. Schließlich ist miteinander zu trinken ein sozialer Aspekt, der auch schwierige Situationen in eine versöhnliche Atmosphäre bringen kann. Und letztendlich sei es doch besser, „in der Bierstube an die Kirche zu denken als in der Kirche an die Bierstube.“
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