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Reinheitsgebot: Biertradition in Deutschland
Zwei Personen stoßen mit Bier an

Vom ältesten Lebensmittelrecht

Reinheitsgebot: Biertradition in Deutschland

Brauereien werben damit und Deutschland ist weltweit bekannt dafür: Bier und Reinheitsgebot gehen in Deutschland Hand in Hand. Doch was hat es damit auf sich? Wir klären dich über die Ursprünge des Reinheitsgebots auf, gehen auf die Bedeutung ein und widmen uns auch kritischen Perspektiven auf das strenge Gebot.

Die Anfänge des Reinheitsgebots

Schon ca. 3.000 v. Chr. brauten die Sumerer ein Getränk, das als Vorläufer des Bieres gilt. Überlieferungen auf Tontafeln lassen den Schluss zu, dass es sich dabei um eine Art flüssigen Brotteig gehandelt haben muss, der die Bewohner des heutigen Iraks nach dem Genuss fröhlich werden ließ. Das Wissen um die Herstellung dieses "Göttertrunks" wurde über Generationen weitergegeben. 2.000 v.Chr. waren es die Babylonier, die das von den Sumerern geerbte Wissen ums Bierperfektionierten. Aus dieser Zeit sind bereits unzählige Biersorten bekannt, vom Schwarzbierbis zum Lagerbier, welches bis nach Ägypten exportiert wurde. Ein "Urahn" von Herzog Wilhelm und seinem Reinheitsgebot ist der babylonische König Hammurabi. Er führte drakonische Strafmaßnahmen für alle ein, die mit Bier Schindluder trieben. Anders als Herzog Wilhelms Reinheitsgebot gelten diese Strafen glücklicherweise heute nicht mehr.

Der Beginn des Bierbrauens in Deutschland

Der Siegeszug des Bieres erfasste die gesamte damals bekannte Welt und auch die Germanen fanden Gefallen an dem Getränk. Den ältesten Nachweis für das Bierbrauen im heutigen Deutschland liefern Bier-Amphoren aus dem 8. Jahrhundert v.Chr., die im Raum Kulmbach in Bayern gefunden wurden. Damals bestand Bier übrigens nur aus Gerstenmalz und Wasser, der Hopfen wurde erst später als Zutat populär. Im Mittelalter waren es die Klostermönche, die das Brauhandwerk in Deutschland vorantrieben. Sie erforschten den Brauprozess, experimentierten mit den Inhaltsstoffen, entwickelten die nötigen Werkzeuge und verfeinerten fortlaufend ihre Rezepte. Daran war ihnen auch im eigenen Sinne gelegen. Denn während der Fastenzeit war das Bier der Ersatz für feste Nahrung und wurde täglich literweise getrunken. Die Mönche waren es auch, die den Hopfen als Zutat beim Brauen entdeckten. Er schenkte dem Bier nicht nur seinen typisch bitter-herben Geschmack, sondern machte es gleichzeitig auch länger haltbar. Ab dem 12. Jahrhundert waren es nicht mehr nur die Geistlichen, die Bier brauen durften – auch zahlreiche Wirtshäuser begannen mit der Herstellung des Gerstensaftes.

Hopfen

Der Weg zum deutschen Reinheitsgebot für Bier

Doch nicht überall wurde vorbildlich gebrautes Bier ausgeschenkt. Die Bierqualität variierte stark und es gab keinen festgelegten Standard für dieses so wichtige Grundnahrungsmittel. Es wurde mitunter alles in den Sudkessel gegeben, was die Fantasie der Braumeister erlaubte. Darunter abenteuerliche Zutaten wie Tollkirschen, Schlafmohn, Ochsengalle, Pech oder Bilsenkraut. Viele von ihnen waren giftig, sorgten für Halluzinationen, Übelkeit oder führten im schlimmsten Fall zum Tod. Jahrzehntelang währte der Streit um die Bierqualität, einzelne Städte führten für ihr Hoheitsgebiet schon vorher eigene Regeln ein. Doch erst an jenem 23. April 1516 wurde ein Gesetz erlassen, welches für ganz Bayern gelten sollte und heute weltberühmt ist. Neben dem Schutz der Bürger vor den ungesunden Kreationen der Bierpanscher sollte mit der Festlegung auf Hopfen, Gerste und Wasser als einzig erlaubte Zutaten auch die Verwendung von Getreide wie Weizen und Roggen untersagt werden. Zwar gilt Bier in Bayern als Grundnahrungsmittel, doch gerade Weizen war zur Vermeidung von Hungersnöten fürs Brotbacken reserviert und wurde erst ab 1548 vereinzelt zum Bierbrauen freigegeben. Auch die Hefe steht nicht im ursprünglichen Erlass, denn sie war zu jener Zeit noch gar nicht als Zutat fürs Bier bekannt. Erst Louis Pasteur entdeckte 1876 die entscheidende Rolle, die der Hefe im Gärungsprozess zukommt.

Ein wegweisendes Gesetz

Die Offensive der bayrischen Regierung trug Früchte und das Bier aus Bayern wurde mit der Zeit weit außerhalb der Landesgrenzen für seine hohe Qualität geschätzt. So kam es schließlich, dass auch die Regierungen von Baden (1896) und Württemberg (1900) die Regelung übernahmen. Bayern machte 1918 seine Zugehörigkeit zur Weimarer Republik unter anderem auch davon abhängig, dass das Reinheitsgebot im gesamten Deutschen Reich gelten sollte. Bei der Verabschiedung des Deutschen Biersteuergesetzes im Jahr 1923 wurde für obergäriges Bier allerdings auch die Verwendung von Zucker und daraus hergestellten Farbstoffen genehmigt. Nur in Süddeutschland waren diese Zusätze weiter untersagt. In den 1950er-Jahren wurde in Bayern mit Verweis auf das Reinheitsgebot beschlossen, dass zuckerhaltige Biere aus anderen Bundesländern dort nicht mehr unter dem Namen Bier verkauft werden durften. Betroffene Brauereien in Berlin oder Nordrhein-Westfalen waren empört, das Wort "Bierkrieg" machte die Runde. Am Ende verschwanden die "Zuckerbiere" aus den Regalen. In der DDR hingegen waren neben Zucker noch bis zur Wende Zutaten wie Reis, Maisgrieß, Milchsäure oder Ascorbinsäure beim Brauprozess zugelassen.

Heute steht das ursprünglich bayrische Reinheitsgebot für die besondere Bierkultur in ganz Deutschland. Zwar hat sich der Brauprozess durch neue technologische Möglichkeiten geändert, Bier wird heute im kontrollierten Rahmen unter hygienischen Bedingungen gebraut – das Reinheitsgebot bildet dennoch weiterhin die Grundlage. Auch nach der europäischen Gesetzgebung gilt für Biere, die in Deutschland gebraut und verkauft werden, dieses absolute Reinheitsgebot als besondere Regelung. Es ist das Fundament des deutschen Brauhandwerks und ist z.B. in den USA als „German Beer Purity Law” oder ganz einfach als „The Reinheitsgebot” bekannt. Hopfen, Malz, Wasser und Hefe – mehr braucht es nicht, um ein erstklassiges Bier zu brauen. Doch was passiert, wenn das Reinheitsgebot auf die Probe gestellt wird?

Abseits des Reinheitsgebots: Craft Beer

Viele Jahrzehnte war es undenkbar, mit dem Reinheitsgebot zu brechen, schließlich gilt die Vorschrift bereits seit 500 Jahren. Doch die Zeiten haben sich geändert und viele der Umstände, die zum Reinheitsgebot geführt haben, sind heute andere. Während das Reinheitsgebot zwar eine gewisse Qualität des Biers sichert, wird es inzwischen auch durchaus kritisch betrachtet. Einige Stimmen argumentieren, dass das Reinheitsgebot die Kreativität der Brauer einschränkt. Durch die Beschränkung auf Hopfen, Malz aus Gerste, Wasser und Hefe werden innovative Zutaten und experimentelle Braumethoden ausgeschlossen, die neue Geschmackserlebnisse schaffen können. Das wird mit Blick auf die Craft Beer-Bewegung sichtbar: Hier werden unkonventionelle Zutaten und Herangehensweisen genutzt, um außergewöhnliche Biere zu kreieren. Häufig wird sich dabei auch auf Rezepturen aus Zeiten vor dem Reinheitsgebot bezogen und sehr ursprüngliche Biere werden neu interpretiert.

Reinheitsgebot als Verkaufsargument

Das Reinheitsgebot hat nicht nur kulturelle, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen. Es dient als Symbol für deutsche Brautradition und wird aktiv als Marketinginstrument genutzt. Die Verwendung des Reinheitsgebots bei der Vermarktung deutscher Biere, sowohl im Inland als auch international, trägt nach wie vor zur Wahrnehmung von deutschem Bier als Qualitätsprodukt bei und erhöht den Absatz der Biere. Verbraucher können sich darauf verlassen, dass im deutschen Bier, das nach dem Reinheitsgebot gebraut wurde, hochwertige Zutaten ohne Genmanipulation zum Einsatz kommen. Auch wenn einige Brauer bei der Herstellung von Craft Beer mit der Verordnung brechen, beweisen auch heute noch die meisten Brauereien, dass sich aus nur vier Zutaten eine Vielzahl von verschiedenen Bieren brauen lässt. 

Außerhalb Deutschlands wird das Reinheitsgebot oft als Alleinstellungsmerkmal für deutsches Bier wahrgenommen. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich Bierbrauer im internationalen Raum auf das Reinheitsgebot beziehen und Biere in Anlehnung an die deutsche Biertradition kreieren.

Fassbieranstich

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