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Für jeden Geschmack das richtige Bier

Für jeden Geschmack das richtige Bier

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Wolfgang Stempfl
Wolfgang Stempfl vom 06.04.2022
Dr. Wolfgang Stempfl ist ehemaliger Geschäftsführer der renommierten Brauakademie Doemens und Gründer der World Brewing Academy. Seine Hauptgebiete als Trainer in allen Ausbildungsgängen sind die Sensorik und die Vielfalt der Bierstile. Als Berater von verschiedenen internationalen Brauereikonzernen entwickelte er Konzepte und Schulungsmaßnahmen zur sensorischen Qualitätssicherung.
Manche Menschen behaupten von sich, dass ihnen Bier nicht schmecke. Das liegt vielleicht daran, dass diese Menschen noch nicht die riesige Vielfalt für sich entdeckt haben, die uns für genussvolle Momente mit einem Bier zur Verfügung stehen. Ich bin überzeugt: Es gibt wirklich für jeden Geschmack und für alle sensorischen Vorlieben das richtige Bier. Bier ist viel mehr als ein gelb gefärbtes Getränk mit Schaum, das fast immer gleich schmeckt und –nach reichlich Konsum – zwangsweise einen Alkoholrausch nach sich zieht.
Heutzutage können sich selbst überzeugte Alkoholgegner an den unterschiedlichsten alkoholfreien Biervarianten erfreuen. Andererseits sind dem Alkoholgehalt beim Bier fast keine Grenzen nach oben gesetzt. Die stärksten Biere mit bis zu 60% Vol. Alkoholgehalt ähneln zwar mehr einem Likör als einem „klassischen“ Bier, eignen sich jedoch als hervorragende Begleiter zu einer guten Nachspeise oder als Digestiv. Dazwischen gibt es alles, was das Herz begehrt, vom Leichtbier bis zum Bock oder einem mächtigen Barley Wine.

Die sogenannte „Bittere“ wird von den Menschen recht unterschiedlich wahrgenommen und je nach Geschmacksempfinden positiv oder eher negativ bewertet. Auch hier ist es uns möglich, für jeden Geschmack das passende Bier auszuwählen. Üblicherweise resultiert die Bittere beim Bier durch bitter schmeckende Hopfeninhaltsstoffe. Welche Hopfensorten und wieviel Hopfen beim Brauen des Bieres eingesetzt werden, entscheidet der Brauer beziehungsweise wird vom gewünschten Bierstil vorgegeben.

So schmecken beispielsweise belgische Krieks oder Geuzen meist überhaupt nicht bitter und können so selbst absolute „Bittergegner“ geschmacklich überzeugen. Bei den meisten Weizenbieren oder Witbieren hält sich die Bittere ebenfalls sehr dezent im Hintergrund. „Bitterliebende“ Menschen kommen bei einem gut gehopften Pils, einem englischen Bitter oder Stout oder gar einem India Pale Ale geschmacklich auf Ihre Kosten. Auch in Bezug auf die Bittere sind kaum Grenzen gesetzt, was sich beispielsweise in einem „1000 IBU“-Bier widerspiegelt. Vorsicht ist hier allerdings selbst für bitterverliebte Bierliebhaber angebracht!
Wer mag nicht gerne den Eindruck einer delikaten Süße oder einer erfrischenden Säure in einer Speise oder einem Getränk? Auch hier bietet Bier für jeden das Richtige um sensorische Entzückungen und Glücksgefühle hervorzurufen. Ein im Bier vorhandener Süße-Eindruck wird vom Brauer hauptsächlich über den Vergärungsgrad gesteuert und lässt sich somit für jeden Geschmack perfekt ausbalancieren. Vom trocken ausklingenden Pils oder einem belgischen „Saison“ bis hin zu manch böhmischen Schwarzbieren oder vielleicht einem „Barley Wine“ mit zum Teil ausladender Süße gibt es bei Bier alles, was das Herz begehrt.

„Sauerbiere“ sind bei uns bislang kaum bekannt. Gelernt und geliebt ist ein säuerlicher Geschmackseindruck aber beispielsweise bei Wein oder Fruchtsäften, ebenso bei vielen Speisen, deren geschmackliche Grundlage die Säure ist. Sauerbiere bieten also ein enormes Genusspotential, dass von einer Spur an Säure bis hin zu dominant sauren Eindrücken reicht. Belgische „Geuzen“ oder „Flanders Red“-Biere oder ein im Barrique gereifter Weizen-Doppelbock können Sauerbier-Fans geschmacklich überzeugen, ebenso wie manche „Italian Grape Ales“ oder ein „Wild Ale“.
Selbst für Fans von Salzigem kann Bier etwas bieten, in diesem Fall zum Beispiel eine „Gose“ oder ein „Oyster Stout“ mit dezenter Meersalznote.
Bier weist zudem eine schier unerschöpfliche Aromenvielfalt auf. Es gibt nussige, karamellige und schokoladige Geruchseindrücke genauso wie mehr oder weniger deutliche Röstaromen. Letztere kommen von den über 100 verschiedenen Malzarten, die den Brauern heutzutage für ihr Bier zur Verfügung stehen. Dazu kommen fruchtige, blumige oder kräuterartige Aromenausprägungen, die vor allem den weit über 200 verschiedenen Hefestämmen und den mindestens ebenso vielen Hopfensorten zu verdanken sind. 

Bier ist ein Paradies für alle genussorientierten Nasen. So kann jeder „seine“ Lieblingsdüfte herausfinden, je nachdem ob er ein Weizenbier, ein Pale Ale, ein Bayrisch Dunkles oder ein Porter bevorzugt oder auch ein belgisches Fruchtbier.
Zugegebenermaßen ist es nicht ganz leicht, aus der enormen Biervielfalt mit über 100 verschiedenen Bierstilen das richtige und individuell passende Bier zu entdecken. Für jeden Bierliebhaber lohnt es sich deshalb, bei geführten Tastings „seinen“ Geschmack auszuloten und dabei Neues zu entdecken oder auch an einem Bierseminar oder einem Braukurs teilzunehmen. Hier öffnen sich neue Geschmackswelten und aus dem Biertrinker wird meist ein Bierenthusiast, der seine Kenntnisse gerne an Freunde weitergibt und seine Vorlieben gerne mit anderen Gleichgesinnten teilt. Und wer die „hohe Kunst des Biergeschmacks“ erklimmen will, kann sein Wissen in einem Biersommelierkurs noch weiter vertiefen.
So oder so. Es lohnt sich immer, sich mit Bier in seinen unendlichen geschmacklichen Facetten zu beschäftigen. Bier ist Genuss pur. Packen Sie es an!

Ihr Dr. Wolfgang Stempfl
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