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Interview mit Jungbrauer Johannes von der Radbrauerei Günzburger

Interview mit Jungbrauer Johannes von der Radbrauerei Günzburger

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JOHANNES hat im Sommer 2021 seine Ausbildung zum Brauer erfolgreich abgeschlossen. Der 22-jährige Jungbrauer arbeitet bei der Radbrauerei Günzburg. Diese wird heute erfolgreich in der 3. Generation von Georg L. Bucher geführt. Wir haben uns mit ihm verabredet, um über seine Ausbildung, die Reaktion seiner Freunde auf seine Berufswahl und seinen Berufsalltag zu reden. 
 

Wie bist du eigentlich darauf gekommen Brauer zu werden?

Das ist eine ganz lustige Geschichte, welche damals zu meiner Schulzeit begonnen hat. Wir mussten in der Schule ein Pflichtpraktikum machen, das ich im nahegelegenen Klosterbräuhaus Ursberg gemacht habe. Das Praktikum hat mir echt gut gefallen, denn das Thema Getränke hat mich schon immer interessiert. Zu meinem Berufsberater in der Schule meinte ich dann, dass mir das Praktikum zwar gut gefallen hat, aber ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht vorstellen könne wirklich Brauer zu werden. Zum Ende meiner Schullaufbahn hatte ich dann schon die Zusage für eine Ausbildungsstelle in einem anderen Berufsfeld. Lustigerweise kam dann aber wieder der Berufsberater von damals in die Schule und hat mir mittgeteilt, dass man hier in der Radbrauerei Günzburg einen Brauerlehrling sucht und ich mir überlegen solle, mich dort zu bewerben. Nachdem ich die Möglichkeit genutzt hatte, mir die Brauerei vor Ort anzuschauen, habe ich mich schließlich beworben. Es hat einfach alles gepasst und ich wurde am Ende doch noch Brauer, obwohl ich woanders schon eine Zusage hatte. 

Wie war deine Brauerausbildung aufgebaut?

Die Ausbildung war wie eine klassische Ausbildung aufgebaut und ging drei Jahre lang. Für den praktischen Teil war ich natürlich immer hier in Günzburg in der Brauerei und der theoretische Teil fand in der Berufsschule statt. Ich war auf der städtischen Berufsschule für Hotel-, Gaststätten- und Braugewerbe in München. Dort werden auch Berufe wie Metzger und Bäcker unterrichtet. Praktisch war, dass wir Auszubildende, die weiter weg gewohnt haben, während der dreiwöchigen Theoriephasen, gleich nebenan im Wohnheim der Berufsschule schlafen konnten.

Welche Inhalte wurden dir in der Schule vermittelt?

In der Schule drehte sich natürlich alles um das Thema Bier. Uns wurde gezeigt, wie die Rohstoffe hergestellt werden und wo diese herkommen. Zum Beispiel wie die Gerste zum Malz wird oder wie der Hopfen angebaut wird. Danach ging es Schritt für Schritt weiter, wie man maischt, läutert oder die Würze kocht. Als wir dann mit den Themen des Sudhauses fertig waren, ging es weiter zu den Themen des Gärkellers. Dazu lernten wir, wie die Hefe bei der Gärung funktioniert, wie man das Bier richtig lagert, wie man das Bier filtriert und auch wie man es abfüllt. 
Außerdem haben wir in klassischen Schulfächern wie Mathematik gelernt wie man die Menge an Malz und anderen Rohstoffen berechnet. In Chemie hatten wir außerdem einen großen Wasserblock, in dem wir beispielsweise gelernt haben, wie man es bearbeiten kann, je nachdem welche Eigenschaften das Quellwasser hat und welche es später zum Bierbrauen benötigt.  Das klingt jetzt nach ziemlich viel Theorie, aber wir hatten in der Schule auch „Braupraxis“, da wurde auch schon mal um 9 Uhr morgens Bier gebraut (lacht). Man muss schließlich auch sehen, wie das in der Praxis funktioniert. Worauf ebenfalls viel Wert gelegt wurde, sowohl in der Schule, als auch hier in der Brauerei, ist Schanktechnik. Es ist ziemlich interessant, sich mit den verschiedenen Schankanlagen zu beschäftigen und ziemlich praktisch, wenn man weiß, wie man sie in Betrieb nimmt und richtig reinigt. Ich würde sagen, das war jetzt mal eine grobe Zusammenfassung der drei Jahre.

Welche Inhalte haben dir am meisten gefallen in der Ausbildung?


Eigentlich alles. Mich fasziniert an Bier, dass sich beim Brauen mit 4 Zutaten, die man laut Reinheitsgebot verwenden darf, so viele verschiedene Möglichkeiten ergeben. Das finde ich richtig faszinierend. Ich habe am Anfang zwar schon gewusst wie das grob funktioniert, aber wenn man dann mal bisschen ins Detail geht, ist das dann schon sehr beeindruckend. Was mich noch beeindruckt hat, waren die ganzen Hintergrundinformationen zu den verschiedenen Brauereien, die ich von meinen Schulfreunden durch gegenseitiges Austauschen gesammelt habe.

Würdest du sagen, dass die Ausbildung dich gut auf deinen Beruf vorbereitet hat?

Ja schon. Es ist alles learning by doing. Klar, in der Berufsschule kann man das theoretische lernen, aber wie es dann im Endeffekt wirklich funktioniert zeigt sich erst nach ein paar Jahren arbeiten. So festigen sich die ganzen Arbeitsabläufe mit der Zeit.

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag jetzt bei dir aus?


Das kommt ganz auf den Wochenplan an. Diesen erstellen wir meistens montags in der Früh oder freitags in der Woche zuvor. Wir schauen was in der nächsten Woche alles so ansteht und bereiten uns darauf vor. Mal muss ich an einem Tag Flaschen abfüllen, mal muss ich einen Tag Bier filtrieren. Aber so einen ganz typischen Alltag habe ich jetzt nicht. Ich muss nicht immer das gleiche machen und das finde ich richtig gut. Abwechslung ist ein grundlegender Bestandteil meines Alltags. 
Zurzeit ist meine Hauptaufgabe die Flaschenabfüllung. Wenn ich aber woanders benötigt werde, helfe ich natürlich auch im Filterkeller oder im Gärkeller aus. Im Sudhaus bin ich aktuell eher weniger, aber natürlich weiß ich wie dort alles funktioniert. Wenn es um die Abwechslung im Arbeitsalltag geht, kann ich aber natürlich nur von uns sprechen. Es kann in einer anderen Brauerei auch komplett anders sein. Dort hätte man vielleicht weniger Abwechslung im Alltag.

Gibt es auch Aspekte an deinem Beruf, die dir weniger gefallen? 

An das frühe Aufstehen muss man sich leider gewöhnen, aber das ist in anderen Berufen genauso. Was ich nicht so ganz mag, ist in der Höhe zu arbeiten. Die Höhe und ich sind nicht so ganz gute Freunde (zwinkert). Wenn ich mal mit der Gitterbox irgendwas sauber machen muss, zum Beispiel an einem der großen Tanks, dann ist es mir das nicht ganz geheuer, aber es klappt schon.

Was sagen eigentlich deine Freunde und deine Familie zu deinem Beruf?


Nur positives. Egal ob Familie oder Freunde, jeder findet es super und cool, dass ich Brauer bin. Ich habe in meiner gesamten Brauerkarriere – die noch recht jung ist – aber auch außerhalb meines Freundes- und Familienkreises noch nie erlebt, dass jemand negativ auf meinen Beruf reagiert hat.
Bestimmt ist aber auch der „Haustrunk“ ein Grund, warum meine Freunde und Familie so begeistert von meinem Beruf sind (lacht). Ich bekomme als Brauer nämlich 8 Kisten Freibier, als festen Bestandteil meiner Entlohnung im Monat. Da bleibt vor allem dank meiner Freunde natürlich nie etwas von übrig. Aber als Brauer muss man sich eigentlich nie Sorgen um den Biernachschub machen (zwinkert).

Was macht deiner Meinung nach gutes Bier aus?

Für mich macht gutes Bier aus, dass wenn man eins trinkt, auch noch drei, vier trinken kann. Unser Lehrer hat immer so schön gesagt die „Drinkability“ vom Bier, dass das Bier „schön runterläuft“. Wenn ich jetzt ein Craft Beer trinke welches brutal gehopft ist, kann ich vielleicht eins trinken, aber dann wird’s schon schwierig. Deswegen macht ein gutes Bier für mich aus, dass man es gut trinken kann und auch immer wieder trinken kann.

Hast du ein Lieblingsbiertyp und was ist dein Lieblingsbier von Günzburger?


Freibier ist natürlich immer das beste Bier (zwinkert). Spaß beiseite, ich mag Helles oder Weizen am liebsten. Es gibt ja momentan vor allem in der Craft Beer Szene die aller verrücktesten Sorten mit sehr ausgeprägten Aromen. Mein Geschmack ist es jetzt nicht so. Aber Bier ist natürlich immer reine Geschmackssache und jeder sollte seinen eigenen Geschmack bei Bier finden. Daher kann man auch nicht sagen: „Das ist das beste Bier der Welt“, weil es einfach Geschmackssache ist. Mein Favorit von unserer Brauerei ist das Günzburger Weizen. Das schmeckt mir wirklich richtig gut und da kann man auch gerne ein zweites von trinken.
Du möchtest mehr über die Ausbildung als Brauer und den Beruf erfahren? Dann schau auch bei unserem Magazinartikel "Wie werde ich Bierbrauer?" vorbei!
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